Gedanken.Gut - Dialogabende
Die Welt geistig in Atem halten
Dialogabende laden zu wertschätzendem Austausch im Kreis achtsamer Menschen ein, um zentrale Lebensthemen zu beleuchten und wertvolle Impuls für das eigene Leben zu schöpfen.
Ich weiß um die Schönheit und Bereicherung einer sinnstiftenden Gesprächskultur in Gruppen, Familien und Teams. Eine ganz besonders Art von Austausch bildet der Dialog nach David Bohm. Hier kommen am Leben interessierte Menschen in Selbstverantwortung und Offenheit zusammen, um im geschützten Raum Gedanken.Gut zu teilen und miteinander tiefer, höher und weiter zu denken.
„Dialog" meint hier nicht das Gespräch zwischen zwei Menschen, sondern den „Dialog“ als spezifische Haltung und Methode. Hier geht es um bewusste, gleichberechtigte Kommunikation in einem Kreis von Menschen, die miteinander eine tiefgründige Ebene von Verstehen und die Entfaltung neuer Sichtweisen erschaffen wollen.
"Im eigentlichen Sinne ist Philosophieren ein Liebkosen – eine Bezeugung der innigsten Liebe zum Nachdenken, der absoluten Lust an der Weisheit." Novalis
Im achtsamen Gespräch voneinander lernen
Wir sind alle auf dem Weg nachhause. Jeder auf seine ureigene Weise. Jeder mit seinen ureigenen Freuden, Fragen und Herausforderungen. Die Themen, die uns bewegen, mögen manchmal sehr individuell sein. Und doch gibt es so viele Menschheitsthemen, die uns alle irgendwann auf unserer Lebensreise berühren. Geschichten von Liebe, Befreiung, Scheitern, Sehnsucht, Verlust, Mut, Schmerz, Stärke, Verzweiflung, Vertrauen, Erkenntnis, Verrat, Wiederholung, Aufbruch, Entwicklung, Loslassen, Trauer, Lust, Trost…
Durch den Austausch mit anderen über wesentliche Themen stärken Sie Ihre Beziehung zu sich selbst, zu Ihren Liebsten und zur Welt, um daraus bewusster hervorzugehen. Zitate aus Lyrik, Mystik, Literatur, Kunst und Philosophie bilden den Auftakt zum jeweiligen Abend.
Die 10 Achtsamkeiten im Dialog
Radikaler Respekt
Respekt heißt für uns, die andere Person in ihrem Wesen als legitim anzuerkennen. Respekt ist aktiver als Toleranz: ich bemühe mich darum, die Welt aus der Perspektive des anderen zu betrachten.
Lernen statt wissen
Diese Fähigkeit ermöglicht es uns, wieder neugierig zu sein und unsere kulturelle Konditionierung als Wissende aufzutreten, abzulegen. Der Zen-Meister Shunryu Suzuki hat es folgendermaßen formuliert: »Im Anfängergeist gibt es viele Möglichkeiten. Im Geist des Experten gibt es wenige«.
Erkunden
Ich gebe meine Rolle als Wissende auf und entwickle echtes Interesse an dem, was anders ist als ich es bereits kenne. Damit ist eine Haltung von Neugier, Achtsamkeit und Bescheidenheit gemeint: »Ich weiß nicht, doch ich möchte gerne darüber erfahren«.
Zuhören
Hier geht es um qualitatives Zuhören: das heißt, ich lausche dem anderen so vorbehaltlos wie möglich sowie mit empathischer Zugewandtheit, welche die/den Sprechende(n) einlädt, ihre/seine eigene Welt vertrauensvoll sichtbar zu machen.
Verlangsamen
Im Dialog wollen wir unseren automatischen gedanklichen und emotionellen Mustern auf die Schliche kommen. Ohne Verlangsamungsprozess sind wir dazu kaum in der Lage.
Produktiv plädieren
Dies ist eine Einladung dazu, die Wurzeln meines Denkens und Fühlens auszusprechen. Ich benenne also nicht nur das »Endprodukt« (ein Statement), sondern auch die Annahmen, Bewertungen, Vorurteile sowie Beobachtungen, die mich dazu geführt haben. Dabei kann es sein, dass sich im Betrachten meine Meinung auch ändern darf.
Offenheit
Dies bedeutet, die Bereitschaft mitzubringen, offen zu sein für neue Ideen, für andere Perspektiven, offen dafür, lang gehegte Annahmen in Frage zu stellen.
Suspendieren
Unsere individuell unterschiedlichen Glaubenssätze, Interpretationen und Annahmen liefern den Zündstoff für endlose Missverständnisse und Konflikte. Im Dialog üben wir, unsere Annahmen und Bewertungen offenzulegen und in der Schwebe zu halten.
Beobachte die Beobachter*in
Dies bedeutet, dass ich mich im Dialogprozess selbst beobachte und mich darum bemühe, mir meiner eigenen Denk-, Gefühls- und Reaktionsmuster bewusst zu werden.
Sprich von Herzen
Damit ist gemeint, dass ich von dem spreche, was mir wirklich wichtig ist, mich wesentlich angeht. Ich rede nicht, um rhetorisch zu brillieren, zu theoretisieren, einen Vortrag zu halten. Ich fasse mich kurz.
Wissenswertes zur Methode des Dialogs
Begriffserklärung
"Dialog" ist ein sehr unterschiedlich gebrauchter Begriff. Die gebräuchlichste Definition ist die eines Gesprächs zwischen Menschen. Wenn Dialog als Methode benutzt wird, bekommt der Begriff eine andere Bedeutung. Sein Ziel ist dann eine bewusste und gleichberechtigte Kommunikation als Gruppe, mit der eine tiefere Ebene des Verständnisses erreicht werden kann.
Der Physiker David Bohm (1917-1992) entwickelte die Form des Dialogs. Er beschrieb den Sinn des Dialogs auf der Basis des Wortursprungs (dia bedeutet "durch" und logos "das Wort") als "Sinn, der durchfließt". Er wollte damit eine möglichst große Perspektivenvielfalt erzeugen, um neue Ideen zu entwickeln und ein Verständnis für komplexe Fragen zu gewinnen.
Dialog ist zugleich Haltung und Methode. Die Haltung spiegelt sich in den „10 Achtsamkeiten des Dialogs“ wieder. Dialog als Methode meint einen bewusst gestalteten Raum mit Regeln und einem ritualisierten Ablauf. Diese Form hilft dabei, die Haltung des Dialogs umzusetzen.
Der Kreis als Urform
Bohm schlug vor, den Dialog in einem Kreis zu führen, bei dem 20 bis 40 Menschen (regelmäßig)zusammen kommen. Die Gruppe sollte sich nach Möglichkeit immer wieder treffen,damit sich die Dialogfähigkeiten der Teilnehmenden mehr und mehr entwicklen können.
Als Menschen ist uns seit jeher der Kreis als Form der Zusammenkunft bekannt. Dialog ist ein Gespräch im Kreis. Nichts ist zwischen uns und es gibt keine Hierarchien. Die Mitte ist nicht leer. In ursprünglichen Kulturen brannte in der Kreismitte ein Feuer. Im Dialog bildet oftmals eine Kerze das die energetische Mitte und ermöglicht den Blick in ein Zentrum, das jenseits der einzelnen Menschen und Wortbeiträge liegt.
Redeobjekt als Hilfsmittel
Als Hilfsmittel werden ein Redeobjekt "Talking Stick" (Stein oder Redestab) und eine Klangschale genutzt. Das Sprechsymbol hilft, das Gespräch zu strukturieren und zu verlangsamen. Wer den Stein aus der Mitte geholt hat und ihn hält, hat das Wort. Die anderen sind eingeladen, auf feine, bewusste Weise zuzuhören.Wer fertig gesprochen hat, legt den Stein wieder in die Mitte zurück. Von dort kann jemand anders den Stein nehmen und das Wort ergreifen. Es gibt keine Reihenfolge.
Konkretes Vorgehen
- Zu Beginn tönt die Klangschale.
- In einer Check-in Runde kommen alle Anwesenden einmal reihum zu Wort, so dass jede Stimme einmal gehört wird.
- Wenn alle das Wort hatten, wird der Redesymbol in die Mitte gelegt und der eigentliche Dialog beginnt. Ab jetzt wird der Redestein immer von der Mitte aufgenommen und nach dem Redebeitrag auch wieder dorthin zurückgelegt.
- Der Dialog endet nach einer vorab vereinbarten Zeit mit einer Check Out Runde: Jede/r trägt wieder kurz etwas bei. Das kann ein kurzes Resümee dessen sein, was sie oder ihn gerade beschäftigt, was ihr oder ihm auffiel, was er oder sie fühlt oder noch zum Thema gesagt werden möchte.
- Zum Abschluss erklingt wieder die Klangschale. Der Dialog ist zu Ende.
Dauer
Zu Beginn wird gemeinsam festgelegt, wie lange der Dialog dauern wird. Das ist sehr entspannend. Es liegt nicht an der Gruppe, wann das Gespräch zuende ist, sondern daran, welche Zeit miteinander vereinbart wurde. In der Regel umfasst ein Dialog 1,5 Stunden.
Leitung
Beim Dialog gibt es keine klassische Moderation und auch keine festgelegtes Ziel. Die sogenannten Dialogbegleiter/innen erklären die Hintergründe, das Vorhaben, den Ablauf und ihre Rolle. Ansonsten achten sie lediglich darauf, dass der Dialog ein Dialog bleibt.
Themen
Es gibt zwei Arten von Dialog. Den themenzentrierten Dialog mit einem zuvor festgelegten Thema (themenzentrierter Dialog) und den generativen Dialog, in denen beim Gespräch selbst ein Thema entstehen darf. Und selbst, wenn das Thema festgelegt ist, bleibt der Verlauf offen, da beim Dialog kein Gesprächsziel definiert wird. Ein Dialog gleicht nicht einer linearen Straße mit einem fixen Endpunkt, sondern vielmehr dem Betreten eines großen Gartens, in dem ein Thema an verschiedenen Stellen erforscht werden darf.
Zitate der Begründer des Dialogs
Gedankengut der Begründer des Dialogs
David Bohm (1917-1992) Quantenphysiker und Philosoph
Martin Buber (1878-1965) Religionsphilosoph
Veränderung durch Betrachtung
"Veränderung geschieht, weil Gedanken, die betrachtet werden, sich anders verhalten als Gedanken, die unbetrachtet bleiben." David Bohm
Das dialogische Prinzip
"Dialogisches Leben ist nicht eines, in dem man mit vielen Menschen zu tun hat, sondern eines, in dem man mit den Menschen, mit denen man zu tun hat, wirklich zu tun hat". Martin Buber
Der Dialog. Das offene Gespräch am Ende der Diskussionen.
„Wenn wir unsere Meinungen (...) verteidigen, werden wir keinen echten Dialog führen können. Und oft verteidigen wir unsere Meinungen unbewusst. Normalerweise tun wir es nicht mit Absicht. Zuzeiten mag uns bewusst sein, dass wir sie verteidigen, aber meistens (...) haben wir nur das Gefühl, dass etwas so wahr und richtig ist, dass wir gar nicht anders können als zu versuchen, diese dumme Person davon zu überzeugen, wie unrecht sie hat, wenn sie anderer Meinung ist als wir. Das scheint die natürlichste Sache der Welt zu sein.“ David Bohm
Das Grundwort Ich-Du
"Die Welt ist dem Menschen zwiefältig nach seiner zwiefältigen Haltung. Die Haltung des Menschen ist zwiefältig nach der Zwiefalt der Grundworte, die er sprechen kann. Die Grundworte sind nicht Einzelworte, sondern Wortpaare. Das eine Grundwort ist das Wortpaar Ich-Du. Das andre Grundwort ist das Wortpaar Ich-Es. Wenn Du gesprochen wird, ist das Ich des Wortpaars Ich-Du mitgesprochen. Wenn Es gesprochen wird, ist das Ich des Wortpaars Ich-Es mitgesprochen.
Das Grundwort Ich-Du kann nur mit dem ganzen Wesen gesprochen werden. Es gibt kein Ich an sich, sondern nur das Ich des Grundworts Ich-Du und das Ich des Grundworts Ich-Es. Wenn der Mensch Ich spricht, meint er eins von beiden. Die Ich-Du-Beziehung ist jedoch insofern von der Ich-Es-Beziehung unterschieden, als nur diese Beziehung eine wirkliche Begegnung, ein wahrhaftiges „Gespräch“ zulässt. Die Welt als Erfahrung gehört dem Grundwort Ich-Es zu. Das Grundwort Ich-Du stiftet die Welt der Beziehung." Martin Buber
Das Wesen der Diskussion
"Es wird nicht lediglich unterteilt und isoliert, sondern es wird etwas auseinander gerissen, was nicht wirklich voneinander getrennt ist. Es ist, als würde man eine Uhr nehmen und sie mit einem Hammer zertrümmern, anstatt sie auseinanderzunehmen und die Teile zu sortieren.“ David Bohm
Die Wahrheit im Gespräch
"Wo aber das Gespräch sich in seinem Wesen erfüllt, zwischen Menschen, die sich einander in Wahrheit zugewandt haben, sich rückhaltlos äußern und vom Scheinenwollen frei sind, vollzieht sich eine denkwürdige, nirgendwo sonst sich einstellende gemeinschaftliche Fruchtbarkeit." Martin Buber
Vom Denken
"Vom Denken hängt alles ab - wenn das Denken fehl geht, werden wir alles falsch machen. Aber wir sind so gewohnt daran, das Denken als selbstverständlich hinzunehmen, dass wir es überhaupt nicht beachten.“ David Bohm
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